Allogene Stammzelltransplantation

Die allogene Stammzelltransplantation wird seit 1974 am Universitätsklinikum Essen durchgeführt und stellt einen wesentlichen klinischen und wissenschaftlichen Schwerpunkt der Klinik für Hämatologie und Stammzelltransplantation am Westdeutschen Tumorzentrum dar.

Mit ca. 180 Transplantationen pro Jahr im Erwachsenenbereich ist das JACIE-zertifizierte Transplantationsprogramm eines der größten in Deutschland und Europa. Unser Team aus Ärztinnen und Ärzten, Pflegenden, medizinischen Fachangestellten, Mitarbeitenden der Physiotherapie, Sozialdienst und Psychoonkologie verfügt über eine langjährige Expertise auf dem Gebiet der Stammzelltransplantation und bietet eine vollumfängliche, individuell auf die Bedürfnisse unserer Patienten zugeschnittene Versorgung an, bei der der Mensch immer im Mittelpunkt unserer Bemühungen steht.

Mit zwei hochspezialisierten Transplantationsstationen (KMT I und II), einer eigenen internistischen Intensivstation (KMT III), der KMT-Koordination, der KMT-Ambulanz, sowie einem eigenen Herstellungsbereich stehen alle Strukturen zur Verfügung, um unsere Patientinnen und Patienten optimal auf dem Weg durch die Transplantation zu begleiten.

Überdies besteht eine enge und sehr gut etablierte Zusammenarbeit mit der Klinik für Strahlentherapie, den Instituten für Radiologie, Transfusionsmedizin, Mikrobiologie und Virologie, sowie weiteren Disziplinen, die zur optimalen Versorgung unserer Patientinnen und Patienten beitragen.

Ablauf der allogenen Stammzelltransplantation

Der Ablauf der allogenen Stammzelltransplantation ist klar definiert und bedarf einer engen Zusammenarbeit zwischen Transplantationsteam, Patienten und zuweisenden Kollegen. Der Ablauf ist im Folgenden vereinfacht dargestellt.

Zunächst muss festgestellt werden, ob aufgrund der zugrundeliegenden Erkrankung die Notwendigkeit einer allogenen Stammzelltransplantation besteht und die Patientin oder der Patient hierfür körperlich in der Lage ist. Hierfür stellt die zuweisende Kollegin/Kollege die Patientin/den Patienten in der KMT-Koordination vor. Mit Hilfe der Kontaktdaten vereinbart die KMT-Koordination einen kurzfristigen Termin zur Erstvorstellung. Für Patientinnen und Patienten, die aktuell stationär behandelt werden und sich nicht vor Ort vorstellen können, erfolgt eine telefonische Falldiskussion zwischen den Ärztinnen/Ärzten der KMT-Koordination und der zuweisenden Ärztin/Arzt.

Zum vereinbarten Termin stellt sich die Patientin/der Patient in der KMT-Koordination vor. Gerne können hierfür auch 1-2 enge Verwandte bzw. Bezugspersonen die Patientin/den Patienten begleiten.

In dem Gespräch mit der Patientin/dem Patienten, den Unterlagen sowie, anhand der körperlichen Untersuchung wird zunächst geprüft, ob eine Indikation zur Transplantation vorliegt, die Patientin/der Patient körperlich hierfür geeignet ist und die Durchführung einer Transplantation wünscht.

Sind die Indikation, körperliche Eignung sowie Patientenwunsch gegeben, wird eine Gewebetypisierung (sog. HLA-Typisierung) der Patientin/des Patienten mittels Blutuntersuchung veranlasst. Die Kenntnis des HLA-Typs stellt die Grundlage zur Suche einer Spenderin/eines Spenders dar. Zunächst wird geschaut, ob Geschwister der Patientin/des Patienten existieren und ob diese als Spender in Frage kommen. Daher können etwaige Geschwister der Patientin/des Patienten ebenfalls zum Termin in der KMT-Koordination mitkommen. Ihnen wird ebenfalls Blut zur HLA-Typisierung abgenommen und anhand eines Gesundheitsfragebogen die Spendetauglichkeit überprüft.

Anschließend kehrt die Patientin/der Patient zu seiner/seinem primär behandelnden Ärztin/Arzt zurück und wird in enger Abstimmung mit der KMT-Koordination von dieser/diesem zunächst konventionell weiter behandelt.

Es dauert ca. 14 Tage, bis die HLA-Typisierung der Spenderin/des Spenders und etwaiger Geschwister durchgeführt worden ist. Sollten keine spendetauglichen Geschwister existieren oder die typisierten Geschwister anhand der Gewebemerkmale nicht zur Patientin/zum Patienten passen, wird unverzüglich eine Fremdspendersuche eingeleitet. In den meisten Fällen kann so eine passende Spenderin/ein passender Spender gefunden werden. Über den Verlauf der Spendersuche werden sowohl die zuweisende Ärztin/der zuweisende Arzt als auch die Patientin/der Patient regelmäßig informiert. Hierfür ist die Teilnahme der/des behandelnden ÄrztinArztes an der wöchentlich stattfindenden KMT-Besprechung ausdrücklich erwünscht.

Sobald ein Spender identifiziert ist, erhält die Patientin/der Patient erneut einen Termin in der KMT-Koordination. Bei diesem werden die Befunde der Spendersuche mit der Patientin/dem Patienten besprochen und ihr/sein Gesundheits- und Krankheitszustand erneut überprüft. Anschließend wird eine Spenderin/ein Spender ausgewählt und ein Termin für die Transplantation geplant. Bei Familienspendern werden nun Untersuchungstermine vereinbart, um die Spendetauglichkeit zu überprüfen. Falls eine Fremdspenderin/ein Fremdspender ausgewählt wird, erfolgt die Spenderaktivierung, d. h. das Spenderegister wird angefragt, ob die Spenderin/der Spender zum gewünschten Termin verfügbar ist.

Alsbald geklärt ist, ob die/der Familien- oder Fremdspender(in) zum gewünschten Termin zur Verfügung steht, wird die Transplantation geplant. Die Patientin/der Patient durchläuft Voruntersuchungen wie beispielsweise eine Ultraschalluntersuchung des Herzens und eine Lungenfunktionstestung. Hierdurch werden der Gesundheitsstatus und die Organfunktionen der Patientin/des Patienten erneut überprüft, damit sie/er im bestmöglichen Zustand in die Transplantation geht. Anschließend wird die genaue Behandlung festgelegt und mit der Patientin/dem Patienten besprochen. Ebenso wird der Ablauf auf der Station und die erforderlichen Hygieneregeln erklärt.Wenn alle Fragen im Gespräch geklärt wurden, unterschreiben Ärztin/Arzt und Patientin/Patient gemeinsam die Aufklärungsformulare.

Bereits vor der stationären Aufnahme erhält die Patientin/der Patient eine ausführliche Informationsbrochure. In dieser ist der Ablauf des stationären Aufenthaltes detailiert beschrieben und sie ermöglicht der Patientin/dem Patienten sich vorab hierüber gemeinsam mit ihren/seinen Angehörigen zu informieren. Zum vereinbarten Termin findet die Patientin/der Patient sich auf der Station ein. Das Pflegepersonal erklärt die Räumlichkeiten und Abläufe der Station. In den kommenden Tagen erfolgt dann die vorbereitende Behandlung, die sogenannte Konditionierung. Diese besteht in der Regel aus einer Chemotherapie sowie bei bestimmten Erkrankungen in Kombination mit einer Strahlentherapie und Antikörpern. Hierdurch wird das blutbildende Knochenmark des Patienten entfernt und für die Aufnahme der neuen Stammzellen vorbereitet. Dann erfolgt die Verabreichung der Stammzellen mittels einer Infusion. Nun dauert es ca. 14 bis 21 Tage, bis die Stammzellen der Spenderin/des Spenders anwachsen und wieder ausreichend Blut produzieren. In dieser Phase ist die Patientin/der Patient sehr anfällig für Infektionen. Aufgrund dessen gelten spezielle Hygieneregeln, es erfolgen regelmäßig Untersuchungen und es werden prophylaktisch Medikamente verabreicht, die das Risiko von Infektionen vermindern sollen. Gleichzeitig werden Medikamente verabreicht, die eine immunologische Reaktion des Transplantates gegen den Körper der Patientin/des Patienten verhindern sollen. In dieser Phase dürfen nur wenige Menschen die Patientin/den Patienten im Zimmer direkt besuchen. Es besteht aber die Möglichkeit, die Patientin/den Patienten über einen innenliegenden Balkon am Patientenzimmer zu besuchen und mit ihm zu sprechen.

Wenn die Blutbildung eingesetzt und die Patientin/der Patient sich ausreichend erholt hat, wird er in die ambulante Nachsorge entlassen.

Nach Abschluss der stationären Behandlung muss die Patientin/der Patient für ca. 1 Jahr regelmäßig in unsere KMT-Ambulanz kommen. Dort wird untersucht, ob die Blutbildung weiterhin gut funktioniert, immunologische, infektiologische sowie medikamentöse Nebenwirkungen auftreten. Außerdem wird der Remissionszustand der Erkrankung regelmäßig mittels Blut- und Knochenmarkuntersuchungen überprüft. Je länger die Transplantation zurück liegt, um so seltener muss die Patientin/der Patient in die Ambulanz kommen. Teile der Behandlung können auch in Abstimmung bei der zuweisenden Ärztin/dem zuweisenden Arzt erfolgen. Für Notfälle sind wir jederzeit für die Patientin/den Patienten und Kollegen entweder in der Ambulanz oder außerhalb der Dienstzeit über eine Notfallnummer (0201 7233720) erreichbar.

Kontakt & Terminvereinbarung

Kontakte

Univ.-Prof. Dr. med.
Thomas Schroeder

Leitender Oberarzt
Leiter allogene Stammzelltransplantation


PD Dr. med.
Christina Rautenberg

Oberärztin
Ärztliche Leitung KMT-Koordination/KMT-Ambulanz


Elke Porbadnik

Nichtwissenschaftliche Leitung KMT- Koordination


Christina Kapp

Sekretariat Stammzelltransplantation


Tanja OIschewski

MFA


Sabine Franke

Fachkrankenschwester Onkologie


pdf Cover
Patientenbroschüre
PDF-Dokument, 3 MBLaden